November 14

Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt

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Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt

Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

wie bereits in meinem letzten Newslettern erwähnt, bewahrheitet sich die weitere Ausdehnung der Vermögenspreisinflation. Rekordsteigerungen von Häuserpreisen in den USA, Höchstkurse bei dem amerikanischen Technologieindex NASDAQ, dem S&P 500 und Dow Jones sind fast schon an der Tagesordnung. Eine groteske Verzerrung der Realität tritt in Kraft und lässt damit die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergehen. Der leistungslose Zuwachs der Vermögens-Sachwerte in nominaler Höhe im Gleichlauf mit der ausgedehnten Geldmenge führt zu immer mehr Ungleichheit und perspektivisch sozialem Sprengstoff. Die „noch“ arbeitende Bevölkerung wird durch eine immer höhere Steuerlast und steigende Preise drangsaliert und „ausgequetscht“.

Zusätzlich nimmt die Inflation weiterhin Fahrt auf und entwertet sukzessive die Sparguthaben, insbesondere der Deutschen, die ihre Ersparnisse größtenteils auf unrentablen Girokonten liegen haben. Das Grundübel dieses ganzen Systems ist der Zinseszins und seine exponentielle Funktion dahinter. Wir werden im späteren Verlauf darauf zurückkommen.

Ein kurzer Überblick über den derzeitigen Stand der Anlageklassen (Stand: 11.11.2021):

 

  • Bitcoin bei 46,436 US-Dollar
  • Goldpreis bei 1.865 US-Dollar die Unze
  • Silber bei 25,17 US-Dollar die Unze
  • Dow Jones über 35.843 Punkte
  • NASDAQ über 15.389 Punkte
  • DAX bei 16.060 Punkte

EVERGRANDE KURZ VOR DEM KOLLAPS?

Der zweitgrößte Immobilienentwickler in China „Evergrande“ ist mit einem Schuldenberg von über 300 Milliarden US-Dollar in Zahlungsschwierigkeiten gekommen. Um die Gläubiger bedienen zu können, müssen nun entsprechende Anleihen, Verkäufe von Unternehmensanteilen und neue Kredite beschafft werden. Dabei stockt der Verkauf entsprechender Vermögenswerte immer wieder und es entsteht ein massiver Liquiditätsengpass. Der Handel an der Börse wurde teilweise ausgesetzt, da die Zahlungsverpflichtungen innerhalb der nächsten 30 Tage an die Anleihegläubiger beglichen werden müssen. Die Gefahr ist nicht zu verachten, „Evergrande“ könnte einen Dominoeffekt auf den überhitzten Immobilienmarkt in China entfachen. Ein zweites „Lehman Brothers“ darf es nicht geben. Die Folgen für die weltweiten Kapitalmärkte wären fatal. Zusätzlich könnte ein Ausfall von „Evergrande“ auch Banken in Bredouille bringen und könnte somit ein zusätzlicher Brandbeschleuniger werden. Ein Eingreifen des Staates in letzter Instanz könnte die Situation entschärfen, die Umsetzung bleibt aber fraglich. Wir beobachten die Situation mit Argusaugen und sind gespannt auf die weitere Entwicklung.

SHUTDOWN IN DEN USA VORERST ABGEWENDET

Und jährlich grüßt die Schuldenobergrenze in den USA und damit verbunden die mögliche Zahlungsunfähigkeit der USA. Der sogenannte Shutdown bedeutet den teilweisen Stillstand der Regierungsgeschäfte, Behörden müssten schließen. Die Folge wäre, dass 1,9 Millionen Bundebeschäftigte in den Zwangsurlaub geschickt würden oder vorübergehend unbezahlte Arbeit verrichten müssten. Der politische Stellungskampf um die Schuldenobergrenze hat eine langjährige Tradition, diese wurde bereits 80-mal angehoben, fünfmal gesenkt und fünfmal ausgesetzt.

DAS MÄRCHEN DER TEMPORÄREN INFLATION

In den vergangenen Monaten ist die Inflation in Deutschland kontinuierlich gestiegen und hat ihren Höchststand im September mit aktuell 4,1 % erreicht. Dies ist der höchste Stand seit 28 Jahren. Insbesondere die Heizöl- und Kraftstoffpreise sind regelrecht explodiert – einerseits durch den stark angestiegenen Rohölpreis, andererseits wird dieser Effekt durch die CO2-Steuer noch beschleunigt. Auch Strom, Gas und andere Brennstoffe verzeichneten zweistellige Zuwachsraten.

Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt

In den USA ist die Inflationsrate mittlerweile seit 4 Monaten bei dauerhaft über 5 % angelangt. Die steigenden Preise zeigen sich nicht nur bei den Rohöl- und Gaspreisen. Auch die Vermögenspreisinflation bei Immobilien und Aktien zeigt in allen Bereichen exorbitante Verzerrungen auf. Eine interessante Grafik zeigt die Entwicklung für den amerikanischen Aktienindex S&P 500 auf:

 Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt

Die Standardabweichung vom langfristigen Mittel des zyklisch bereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnisses des S&P 500 ist auf einem Höchststand von 179 % angelangt. So einen hohen Wert gab es in der langjährigen Historie von über 150 Jahren bisher noch nie. Der vergangene Höchstwert, während der „Dotcom Bubble“ im Jahr 2000 von 121 % wurde damit deutlich übertroffen. Dies ist allein auf die ausufernde Geldpolitik der Notenbanken zurückzuführen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere fundamentale Kennzahlen, die sich auf einem Allzeithoch befinden – sei es das Kurs-/Gewinnverhältnis oder auch die Immobilienpreise, welche sich ebenfalls auf einem Rekordhoch befinden. Nachfolgend sehen Sie eine interessante Grafik auf Basis des durchschnittlichen 10 Jahres-Kurs-/Gewinnverhältnisses (P/E10 Ratio). Um die heutige Marktbewertung in den historischen Kontext zu stellen, zeigt die untenstehende Grafik, dass das jüngste P/E10-Verhältnis ungefähr beim 98. Perzentil liegt. Die Aktienbewertungen sind höher als vor der Weltwirtschaftskrise 1929 und der Immobilienkrise im Jahr 2007/2008.

 

Quartalsbericht Q3/2021

Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt – DIE DERZEITIGE MARKTLAGE IM ÜBERBLICK

Wie die obige Grafik recht deutlich zeigt, befinden wir uns in einem historischen Bullenmarkt, der durch die Notenbankpolitik, respektive dem billig gedruckten Geld, immer weiter steigt. Die Kehrseite der Medaille sind die mittlerweile abnormalen fundamentalen Bewertungen. Auch die Wertpapierkredite steigen im Gleichlauf mit den weltweiten Aktienmärkten in immer neue Höhen. Hier nähern wir uns stark der magischen Grenze von 1000 Milliarden US-Dollar, sprich 1 Billion US-Dollar an Wertpapierkrediten. Sollten die Märkte deutlich korrigieren, kann dies zu einem Dominoeffekt führen. Die Beleihungsgrenze der Wertpapierdepots liegt oftmals zwischen 30-60 % des Depotwerts. Sollte es zu einem deutlichen Einbruch an den Aktienmärkten kommen, müssen viele Anleger aufgrund Überschreitung der Beleihungsgrenze Aktien verkaufen. Es muss ein Notverkauf stattfinden, um den Wertpapierkredit zu bedienen. Dies kann als Brandbeschleuniger den Abwärtsstrudel dann noch verstärken.

Zeitgleich erhöht sich die Gefahr eines externen „Black Swan“-Effekts wie beispielsweise der aufgezeigten Immobilienkrise („Evergrande“) in China. Immer mehr deutsche Banken müssen aufgrund der Niedrigzinspolitik Minuszinsen oder „Verwahrgebühren“, teilweise ab dem ersten Euro, für ihre Kunden veranschlagen.

Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt  – IMMOBILIENBLASE 2.0?

Im Gleichlauf zum Aktienmarkt steigen auch die Immobilienpreise in den USA in einem immer schnelleren Tempo an.

Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt

Die Häuserpreise stiegen von Juli 2020 bis Juli 2021 laut dem neuesten Hauspreisindex um 19,2 %. Inflationsbereinigt liegt der Index um 20 % über dem Hoch aus dem Jahr 2007, dem Höhepunkt der historischen Immobilienkrise. Nominal gesehen bereits um 50 % über den Preisen von vor der Immobilienkrise im Jahr 2007. Ein exorbitanter Anstieg, welcher nachgelagert zur Folge hat, dass auch die Mieten zeitversetzt deutlich steigen werden und somit die finanzielle Belastung der US-amerikanischen Bevölkerung weiter strapaziert wird. Die Gefahr, einer in absehbarer Zeit platzenden Immobilienblase, wird natürlich mit jedem Anstieg größer. Die Übertreibung ist eklatant und lässt einiges an Rückschlagpotenzial offen.

Quartalsbericht Q3/2021 zum Kapitalmarkt  AUSBLICK: INFLATIONSSORGEN BLEIBEN BESTEHEN

Die anhaltend steigende Inflation ist weiterhin Thema Nummer Eins in sämtlichen Medien. Die Sorgen einer dauerhaft hohen Inflationsrate besorgt viele Bürgerinnen und Bürger. Besorgniserregend sind hier insbesondere die Rohstoffpreise mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten. Der Gang zur Tankstelle wird dadurch immer teurer. Das Märchen der temporären Inflation, wie es von den Notenbanken wie ein Mantra erzählt wurde, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Der spürbare Effekt der Inflation trifft jetzt schon viele Privathaushalte und führt zu zusätzlichen finanziellen Belastungen. Das Fatale sind die nicht in dem Maße steigenden Löhne vieler Erwerbstätiger.

Auf gute Investments

Ihr Florian Müller

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